Mehr als ein Zuhause

Römischen Legionäre waren es gewohnt tagelang über enorme Strecken zu marschieren, zu kämpfen und viele Entbehrungen zu ertragen. Auch wenn in antiken Chroniken oft von der römische Kriegsmaschine zu lesen ist, so waren es Menschen, die oft über Jahre von ihrem Zuhause getrennt waren. Und viele haben es auch nie wiedersehen dürfen.

Das Zuhause eines Legionärs waren ihre Schutzanlagen, die sie in allen Teilen der Welt errichteten. Sobald die Legionäre im Feindesland marschierten (Pro Tag 30 - 40 KM) wurde an jedem Tagesende ein Marschlager errichtet. Hierzu wurde ein Quadrat abgesteckt (ca. 660 X 660 m für 2 Legionen) um das ein Graben ausgehoben wurde. Der Graben war ca. 1,5 m breit und ca. 1 - 1,5 m tief. Die ausgehobene Erde wurde hinter dem Graben als Wall aufgerichtet und mir Grassoden befestigt..

Um das Lager herum wurden alle Sichtbehinderungen abgerodet. Die aus der Zwischenzeit gefällten Bäume wurden zu Pfählen umgearbeitet und wurden in den Wall gerammt, sofern die von den Legionären mitgeführten 2 Pfähle nicht ausreichten. Nachdem die Pfähle mit Stricken miteinander verbunden waren, begannen die Legionäre mit der Innenarbeit des Lagers. Zunächst wurden die größeren und besser ausgestatteten Zelte der Offiziere aufgebaut, bevor sie selbst ihre bescheidenen eigenen Zelte aufschlagen durften. Erst nach dieser Arbeit durften sich die Legionäre ein Mahl zubereiten

Diese Vorgehensweise gehörte zu den Routinearbeiten eines Legionärs. Alles erfolgte nach Vorschrift und Gesetz. Selbst die Marschformationen waren vorgeschrieben. Die Legionäre marschierten immer in 6er Reihen mit jeweils 90 cm Abstand zum Vordermann. Hierbei führte er alleine 30kg an Ausrüstungsgegenständen mit sich. Die Rüstung alleine war 20kg schwer. Neben seinem Geschirr musste er auch diverse Schanzwerkzeuge bei sich tragen.

Im Lager versuchten sich die Legionäre so gut es ging, es sich ein wenig gemütlich zu machen. Am nächsten Morgen wurde das Lager bevor sie abrückten wieder zerstört oder niedergebrannt um es nicht den Feinden überlassen zu müssen.

Das Marschlager bildete für die römischen Legionäre die einfachste Schutzanlage. Bei längeren Operationen wurden feste Lager eingerichtet. Oftmals existierten diese für Wochen oder für einige Monate und manchmal viele Jahre.  

 

Festes Lager (Standlager)
Für dauerhaftere Aufenthalte wurden feste Lager erreichtet. Für diesen Lagertyp wurden bis zu 15.000 Bäume gefällt. Hierzu wurden schwere Holzbohlen wurden in die Erde eingelassen, um eine feste Standhaftigkeit zu gewähren. Viele dieser Standorte wurden später in steinerne Kastelle umgebaut und verstärkten nicht nur eine demonstrative Präsens, sondern ermöglichten vielerorts den Städtebau

 

Feste Lager (Standlager) existierten in unterschiedlichen Größenordnungen in Bezug auf die Außenmaße. Dies war abhängig von militärischen Aufgaben bzw. von der Anzahl der Legionäre. Diese Lager waren keine Abwehrschutzanlagen (Beispiel "Mittelalterliche Burg), sondern charakterisierten eher die Vorläufer von Kasernen. Für ein unverwechselbares Zeichen wäre hier die Höhe der Anlagen zu bewerten, die oft nur 5 - 6 m hoch waren. 


Festes Lager

Nachdem Rom über die Jahrhunderte viele neue Provinzen hinzugewann, wuchs auch im vergleichbaren Verhältnis auch die Wut und die Empörung von einigen freiheitsliebenden Besiegten. Intrigen und Auflehnungen beherrschten in einigen Provinzen den Alltag. Manchmal waren es einzelne Intriganten und manchmal auch ganze Völker. Hierbei taten sich besonders die Germanen hervor. Zu Zeiten Julius Cäsers, vielleicht der größte unter den Römern; konnten sich die Römer noch auf die Zwietracht der Germanen verlassen, die immer wieder eher sich selbst bekämpften, anstatt gemeinsame Wurzeln ihrer Herkunft zu entdecken. Einen gemeinsamen Feind "Rom" erkannten die Germanen lange Zeit nicht und so führte Rom weiterhin seinen Eroberungszug fort..

Der römische Siegeszug konnte jedoch nur so lange erfolgreich durchgeführt werden, sofern im inneren des Reiches Ruhe herrschte. Trotz einiger Bürgerkriege und auch anderen Ereignissen waren viele Provinzen befriedet, doch nicht nur alleine durch militärische Kontrolle, sondern vor allem mit einer großen Zufriedenheit der Besiegten. Die Gründe lagen zum Teil im Frieden selbst, die nur Rom ermöglichen und garantieren konnte. Die Hauptgründe der Zufriedenheit lagen vor allem an der wesentlich besseren Versorgung der Bevölkerung, die durch Handel und einer gezielten Agrarpolitik ermöglicht wurde. In diesem Sog wuchs der Wohlstand und eine gewisse Sorglosigkeit entstand bei vielen Menschen. Da man selbst die alten Götter nicht in Frage stellte bzw. diese einem Verbot unterwarf, sahen viele Besiegte in Rom keinen Feind mehr. Es war auch für die Besiegten ein Privileg ein römischer Bürger zu sein und sah daher nur wenig Anlass einem Römer mit Argwohn zu begegnen.

Doch auch die äußeren Feinde Roms schliefen nicht. Nord- und Ostgermanen drangen immer wieder in die Provinzen. Perser formierten neue Armeen, Westgermanen erhoben sich immer wieder und viele kleine andere Feuer zwangen die Römer zum handeln, denn dieses gewaltige Reich verfügte letztendlich nur über ca. 400.000 Soldaten. Das Militär war gleichzeitig für den Schutz, aber auch für die Offensiv bzw. Expansionspolitik zuständig. Die Genialität der Römer in Bezug auf "minimaler Einsatz und maximales Ergebnis" wurde bereits in der Politik seit Jahrhunderten praktiziert und so war auch das Militär in dieser Hinsicht eine logische Konsequenz.

Hölzerne Standlager wichen verstärkt den größeren und aus Stein bestehenden Kastellen. Die Außenmaße variierten, waren jedoch in gewisser Hinsicht einer Norm unterworfen. Unzählige Ausgrabungen bestätigen dieses. Angefangen von den Gräben, die sie umgaben, bis hin zu den Toren, Türmen und dem inneren Aufbau. Steingebäude und Steinfestungen demonstrierten seit jeher Besitzanspruch und Beharrlichkeit. Waren die hölzernen Standlager für eine gewisse Zeitspanne geplant, so setzten die Römer mit den Kastellen ein Zeichen für die Ewigkeit.

Einige Kritiker behaupten, das die Kastelle auch als Zeichen eines Expansionsstopps, ja sogar als Zeichen des Rückzuges zu bewerten seien, da sie vor allem mit dem Zweck einer Burg zu vergleichen wären. Diese These ist zwar verständlich, doch die Kastelle beherbergten nur Legionäre und technisches Personal. Nur in Einzelfällen wurden Zivilisten im Kastell zugelassen. Es galt Ressourcen zu schützen und die hieß alleinig römisches Militär. Die Römer waren gut darin beraten Kastelle zu bauen, denn nur so wurde es Ihnen überhaupt ermöglicht mit einer "relativ" geringen Anzahl von Soldaten die riesige Grenze zu schützen.

Eine Grenze wirksam zu schützen ist kein leichtes Unterfangen. Heutzutage ist es wesentlich einfacher. Modernste Technik kann eine lückenlose Überwachung ermöglichen, sofern keine Ausfälle zu verzeichnen sind. In der Antike hingegen mussten sich die Römer anderer Mittel bemächtigen um eine hohe Wirksamkeit zu erzielen. Auch hier war es geboten möglichst wenige Soldaten mit dieser Aufgabe einzubeziehen. Die Grenzen des Imperiums bestanden zum Teil durch Naturgrenzen, wie z.B. durch Flüsse, Seen und Gebirge. Sofern keine natürlichen Grenzen vorhanden waren, wurden zwischen diesen Abgrenzungen, kleine Wege angelegt oder auch sog. "Trampelpfade".

Nach verstärkten Überfällen (Grenzüberschreitungen) der Germanen, begannen die Römer damit, die Grenzen zu befestigen. Hierzu wurden zunächst einfache Palisaden errichtet, die später zu richtigen Anlagen ausgebaut wurden. Die Palisaden wurden höher, stärker und letztendlich auch zum Teil aus Stein errichtet. Die bekanntesten Grenzanlagen hießen Limes und Hadrianswall in England. Der Hadrianswall war 120 km und der Limes war 548 km lang. Fürwahr gewaltige Anlagen!

Die Grenzen besaßen jedoch kein "Burgcharakter" auf dessen Zinnen dicht an dicht, Schulter an Schulter die Soldaten auf den Feind warteten. Alleine für diese beiden Grenzanlagen hätte Rom über 600.000 Soldaten abstellen müssen. Die Grenzen hatten eine andere Aufgabe. Sie hieß Beobachtung, Patrouille, Meldungen und im äußersten Fall Abwehr. Diese Verfahrensweise erlaubte eine relative "Genügsamkeit" bei der Bereitstellung von Soldaten.

Hadrianswall Länge: 120 km, Höhe: 4,50m, Breite: 3 m, Kastelle: 17, Tore: 80, Türme: 320.

Limes
Länge: 548 km, Höhe: 2,00 - 3,00m, Kastelle: 60, Türme: 900.


Aufbau und Koordination der befestigten Grenzanlagen

Die Grenzüberwachungen wurden hauptsächlich von Auxiliareinheiten ausgeführt. Je Wachturm wurden ca. 10 - 20 Soldaten abgestellt, die einerseits mit Patrouillengängen beschäftigt waren oder sich direkt am bzw. im Turm aufhielten. Bei Vorkommnissen wurden die Centurien in den Kastellen alarmiert. die Besatzungen dieser Kastelle (Kleinkastelle) waren oft nur mit 1- 4 Centurien besetzt. Dennoch waren auch einige größere vorhanden mit ganzen Alen - Kohorten. Nur im Kriegsfall oder bei größeren Übergriffen, wurden die regulären Legionen in Marsch gesetzt, die jedoch weit im Hinterland oder gar in Italien selbst stationiert waren.

Diese Grenzabsicherung mit einer relativ "kleinen" Militäreinheit war nur möglich, da ein perfektes Zusammenspiel von Meldereitern und den Besatzungen der Türme vorhanden war. Turmbesatzungen gaben sich z.B. Zeichen mit Rauch-, Horn- oder Bannersignalen.

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